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Kronen Zeitung

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REITER IM INTERVIEW

Red Bull Salzburgs Boss: „Trip eine Art Neustart“

Philip Kirchtag

Die „Krone“ bat Stephan Reiter, den Geschäftsführer von Red Bull Salzburg, zum großen Interview. Der Chef sprach dabei über die Klub-WM, den finanziellen Gewinn, Sportboss Rouven Schröder und warum die Champions League kein Muss ist.


„Krone“: Wie haben Sie die Klub-WM erlebt?
Stephan Reiter: Aus unserer Sicht war es ein tolles Erlebnis, dass wir uns über die letzten Jahre hart erarbeitet haben. Für viele von uns wird es eine einmalige Erfahrung gewesen sein. Wir haben in einem anderen Kontinent bei einem großen Turnier teilgenommen und dabei viel Inspiration und neue Ideen für uns mitnehmen können. Für uns als Team war es sehr spannend, dieses Event zu erleben. Wir haben ein Jahr intensiv an der Vorbereitung auf die Klub-WM gearbeitet, vieles davon im Hintergrund. Positiv für mich zu sehen war auch, dass unsere kleine Reisegruppe sich insgesamt sehr gut verstanden hat. Die 65-köpfige Truppe – egal ob Spieler, Staff oder Funktionäre – hat ein sehr gutes Gefühl füreinander entwickelt. Man hatte das Gefühl, dass da wirklich wieder etwas entstehen kann. Wir hatten gemeinsam viele schöne Erlebnisse wie zum Beispiel den Tagestrip nach New York mit der Schifffahrt und dem gemeinsamen Abendessen oder unser Sightseeing-Ausflug in Washington. Diese Erlebnisse kann uns keiner mehr nehmen. Auch sportlich können wir zufrieden sein. Der Sieg zum Auftakt gegen Pachuca, dann das Remis gegen Al-Hilal und auch die Leistung in der zweiten Halbzeit gegen Real Madrid stimmen mich sehr zuversichtlich. Für ein Weiterkommen hat nicht viel gefehlt und man muss schon die Kirche im Dorf lassen und darf nicht vergessen, gegen welche Gegner man hier gespielt hat.

Hat die Klub-WM, so wie sie ist, eine Zukunft?
Das ist eine sehr gute Frage. Natürlich ist der Spielkalender sehr voll und die Belastung der Spieler hoch. Aber den Bewerb finde ich grundsätzlich spannend und er kann für mich auch Zukunft haben. Man sieht auch, dass es alle Teams sehr ernst nehmen. Ich hatte nie den Eindruck, dass jemand nur da ist, um Geld zu verdienen. Der Leistungsvergleich auf so einer Ebene ist auf jeden Fall interessant.

Sie sprechen natürlich aus Klub-Sicht, das ist völlig verständlich. Wenn ich Ihnen als Privatperson die gleiche Frage stelle, würden Sie dann gleich antworten?
(lacht). Es ist ein unglaubliches Erlebnis für die Mannschaften, die hier teilnehmen. Aber natürlich ist der Aufwand enorm. Als Privatperson würde ich mir denken, dass das Turnier in Europa vielleicht einen anderen Touch hätte. Als Konsument ist es für Europäer natürlich hart, weil die Anstoßzeiten ungünstig sind. Auch waren die Stadien teilweise nicht voll. Aber der Fußball zählt hier in den USA auch noch nicht zu den größten Sportarten. Es ist ein zukunftsweisendes Projekt. Auch die Formel 1 hat vor einigen Jahren hier wenig interessiert und mittlerweile hypt der Sport. Trotzdem soll die Klub-WM ja nicht immer in Amerika, sondern auch woanders gespielt werden. Wenn es so kommt, halte ich es auch als Privatperson für einen spannenden Bewerb.

Wie war das Feedback aus der Heimat?
Es war klar, dass von uns nicht so viele Fans anreisen werden. Die Spielorte waren ja nicht einfach so um die Ecke. In den Stadien hat man gesehen, dass aber die Topklubs auch international eine unglaublich große Fanbase haben. Da helfen auch die internationalen Reisen, die diese Klubs seit Jahren regelmäßig machen. Ich habe mitbekommen, dass aus meinem Freundes- und Bekanntenkreis schon einige die Spiele verfolgt haben. Nach der Unterbrechung gegen Pachuca sind aber vermutlich auch die hart gesottenen ausgestiegen und ins Bett gegangen (lacht).

Wie sehr lohnt sich für den Klub die Teilnahme? Rund 13 Millionen Dollar wandern in eure Tasche.
Die Zahlen, die Sie nennen, stimmen. Einen Teil der erspielten Prämien bekommt völlig verdienterweise die Mannschaft, die diesen dann mit dem Staff aufteilt. Da wurde mit dem Spielerrat gemeinsam ein Anteil ausgehandelt. Für uns war es sowohl aus finanzieller und als auch aus sportlicher Sicht eine tolle Reise. Wir haben diesen Trip immer als eine Art Neustart gesehen. Ich will es nicht mit einem Trainingslager vergleichen, aber es war eine sehr gute Möglichkeit, um sehr früh in der Saison auf einem Top-Level die Mannschaft wachsen zu sehen. Wir müssen uns für unsere Performance auf keinen Fall verstecken. Finanziell wäre der Einzug ins Achtelfinale natürlich der Jackpot gewesen, da brauchen wir nicht darüber zu reden. Aber trotzdem ist dieses Turnier für uns insgesamt ein Gewinn gewesen, sportlich wie wirtschaftlich.

Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit von Rouven Schröder und Thomas Letsch?
Sehr zufrieden. Ich habe mich sehr bemüht, dass wir Rouven nach Österreich zu uns lotsen können. Es ist alles andere als selbstverständlich als erfahrener Sportdirektor aus der deutschen Bundesliga nach Salzburg zu wechseln. Wir wollten als Klub wieder mutiger sein und bei der Kaderplanung entscheidende Schritte setzen. Ich denke, dass Rouven das bisher geschafft hat. Wir möchten ein Team mit einer Mischung aus Erfahrung und Talent. Aufgrund der Erfahrungen in den letzten Jahren bin sehr vorsichtig geworden, aber ich denke, dass wir als Klub auf einem guten Weg sind. Trotzdem ist es erst der Beginn einer Reise. Zu Thomas: Ich kenne ihn schon sehr lange, er war ja damals auch bei uns in der Akademie. Im Fußball geht es oft um den richtigen Zeitpunkt. Ich bin überzeugt, dass es vor sechs Monaten, als unser Klub nicht wirklich gut dagestanden ist, genau die richtige Entscheidung war, ihn zu holen.

Bild: Tröster Andreas

Wie stressig wird für Sie der Sommer?
Rouven und ich stimmen uns sehr eng ab. Aufgrund des vorgezogenen Transferfensters hatten wir schon vor der Klub-WM sehr viel Arbeit, aber es wird nicht weniger. Die Mannschaft hat jetzt eine Woche frei, aber für uns geht es natürlich durchgehend weiter. Ich denke, dass wir zwischendurch durchschnaufen können, aber viel mehr als der eine oder andere freie Tag wird es wohl nicht werden. Den nächsten längeren Urlaub haben wir dann erst bei der Länderspielpause im September geplant.

Inwieweit ist man bereit, das verdiente Geld von der Klub-WM in den Kader zu investieren?
Wir waren bei Investments immer mutig und haben für die Klub-WM schon einige Vorgriffe gemacht. Trotzdem gibt es noch Transfers, die anstehen.

Bild: FC Red Bull Salzburg GmbH

Was sind die Hausaufgaben?
Da ist Rouven mit seinem Team ja schon fleißig dahinter. Es wird noch einige Abgänge geben. Es ist ja offensichtlich, dass jene Spieler, die nicht bei der Klub-WM waren, sich intensiv mit ihrer Zukunft befassen und Wechselgedanken haben. Wir befinden uns im angekündigten Umbruch und man kann davon ausgehen, dass noch manches passieren wird.

Was muss in der neuen Saison passieren, dass Sie zufrieden sind?
Das ist wieder eine gute Frage (lacht). Unser größtes Ziel ist es, dass alle unsere Mitarbeiter, dazu gehören freilich auch die Spieler, sich zu einhundert Prozent zum Klub bekennen und alles für ihn geben. Wir wollen natürlich wieder Titel gewinnen. Unsere Hauptaufgabe ist es, in Österreich Meister zu werden. Daneben wollen wir international spielen. Wenn wir diese Richtung einschlagen, dann bin ich ein zufriedener Geschäftsführer.

Wie wichtig ist es für Sie, die Champions League zu erreichen?
Es ist immer die Frage, welcher internationale Bewerb zum aktuellen Zeitpunkt der richtige ist. Wir haben nie mit der Champions League budgetiert, wenn wir über die Qualifikation gehen mussten. Das machen wir auch heuer nicht. Deshalb ist es unser finanzielles Ziel, in der Europa League zu spielen. Wenn wir es erneut in die Champions League schaffen sollten, dann ist es ein außerordentlicher Erfolg.

Die Champions League war für den Dauerkartenverkauf enorm wichtig. Wie läuft der Verkauf heuer?
Alle internationalen Bewerbe haben sich enorm entwickelt und die Qualität ist brutal hoch. Trotzdem haben wir letzte Saison gesehen, dass selbst eine Champions League eine gewisse Sättigung bei unseren Fans erreicht hat. Wir haben es jetzt so oft geschafft, dass es für viele gar nicht mehr so besonders war. Deshalb müssen wir jetzt abwarten, wie wir durch die Qualifikation kommen. Und dann kommt es auch auf die Gegner an. Wenn wir die richtigen Schritte setzen und vor allem am Platz in unserer Art und Weise auftreten, bin ich mir sicher, dass wir unser Stadion wieder vollbekommen werden.

Wie viel Spaß macht Ihnen der Job nach all den Jahren?
Wir haben nicht nur viele wunderbare Erlebnisse, sondern auch etwas schwierigere Zeiten hinter uns, aber genau das schweißt ja bekanntlich besonders zusammen. Ich habe einen enormen Ehrgeiz und engagiere mich unglaublich gerne für den Klub. Mir macht es immer noch wahnsinnig viel Spaß. Gerade jetzt wollen wir zeigen, dass wir wieder dahinkommen können, wo wir waren. Ich bin immer noch mit großer Euphorie und Leidenschaft dabei.


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